Berchtesgadener Land.

(c) Niklas Batsch
(c) Niklas Batsch

Ein Kurz-Foto-Trip führte mich Anfang April 2018 nach Bayern - ins Berchtesgadener Land. Doch bevor ich im südöstlichsten Winkel Deutschlands angekommen bin, habe ich noch einen kurzen Zwischenstopp am Eibsee an der Grenze zu Österreich angelegt.
Landschaftsfotos wollte ich schießen und wer schon mal Eibsee-Bilder gesehen hat, der weiß, dass sich dieser Bergsee, der übrigens kein Naturschutzgebiet ist, sondern einer Person gehört, perfekt anbietet. Türkisenes und blaues Wasser von Gletschern färbt den See. Das Ganze aus der Vogelperspektive wirkt gleich doppelt eindrucksvoll.

 

Bereits um neun Uhr morgens bin ich einmal um den gesamten See geradelt, um die besten Perspektiven zu suchen. Und das war eine ziemlich gute Entscheidung. Gegen zwölf Uhr bin ich dann nämlich wieder weitergezogen - und die Wanderer und Touristen belagerten Wege und Ufer. So war ich ein paar Stunden quasi allein an dieser wundervollen Location. Gerade im Mittagslicht leuchtet das türkisene Wasser am ufer und um die Inseln in seiner vollen Pracht.
Mit der DJI Phantom 3 wurden dann ein paar Luftaufnahmen und Videoclips produziert. Aber auch "aus der Hand" gelingen tolle Fotos vom Ufer aus.

 

Gegen Nachmittag schließlich kam ich im Berchtesgadener Land an. Wenn man auf die Stadt Berchtesgaden zufährt, erhebt sich nach ein, zwei Kurven plötzlich der Watzmann. Mit seiner markanten Form hebt er sich deutlich von den Alpen hervor. In den kommenden zwei Tagen sollten also dort einige Fotostunden folgen.

Drei verschiedene Etappenziele habe ich mir vorgenommen: Panoramafotos bzw. Aufnahmen vom Watzmann zu schießen, den Hintersee zu fotografieren und noch ein paar typische Spots abzuklappern.

 

Direkt am ersten Abend ging es dann für mich zu Maria Gern. Die Kirche liegt an einer kleinen Landstraße auf einem Hügel vor dem Watzmann. Zu Sonnenuntergang leuchten die Spitzen der Berge orange-rot und bieten mit der Kirche im Vordergrund eine schöne Bildkomposition. Apropos Kirche: Am Abend des zweiten Tages bin ich den Weg zur Kapelle Kirchleitn auf dem Lockstein hochgestiefelt. In der blauen Stunde wird die Kapelle beleuchtet, im Hintergrund erhebt sich der Watzmann und unten glitzern die Lichter der Stadt. Am Morgen des dritten Tages bin ich außerhalb Berchtesgadens zu ein paar freiliegenden Feldern gefahren. Da ich den Watzmann bisher nur in Kombination mit einem Vordergrund sehr weitwinklig abgeblichtet hatte, wollte ich ihn bei diesem Bild als Hauptmotiv in Szene setzen. Nach Sonnenaufgang beginnt das Alpenglühen: der Himmel und die Berge färben sich in einem orange-roten Ton. Leider hatte es an diesem Morgen mehr Wolken als Sonne, weshalb das Glühen weniger intensiv war als erhofft.

 

Am zweiten und damit ersten richtigen Berchtesgaden-Tag klingelte der Wecker früh. Sehr, sehr früh. Um 4:00 Uhr morgens machte ich mich auf den Weg nach Ramsau und weiter zum Hintersee. Dort fand der Foto-Workshop mit Benjamin Jaworskyj statt. Er führte unsere kleine ambitionierte Landschaftsfotografen-Gruppe zu den schönsten Stellen rund um den Hintersee - und das vor allem zur richtigen Uhrzeit und zum richtigen Licht.
Der Hintersee ist mittlerweile ziemlich bekannt geworden. Vor allem das Motiv der zwei Tannen auf einem Felsen im See kursiert unzählige Male im Netz. Wenn man ein besonderes Bild möchte, muss man das besondere Licht treffen. Und das ist uns meiner Meinung nach gelungen ;-)

Zuerst wurde ein Halt bei ein paar Stegen, die ins Wasser führten, gemacht. Kurz vor Sonnenaufgang hatte man dort die Möglichkeit einige Kombinationen und Perspektiven auszuprobieren. Und das bei einem faszinierenden Licht.

 

Kurz nach Sonnenaufgang ging es dann zum bekanntesten Punkt am Hintersee. Mein Leiblingsfoto und für mich persönlich auch mein bestes Bild von diesem Foto-Trip habt ihr bereits als Titelbild gesehen. Im Hintergrund erheben sich die Berge, der Himmel färbt sich lila-bläulich; davor die Felsen mit den Tannen, darunter die Spiegelung im See. Wenn es ein perfektes Foto oder eine perfekte Location zu perfektem Licht gibt, dann war/ist es wohl diese.

Rund um diesen Punkt lassen sich allerdings auch einige weitere wirklich coole Motive und spannende Bildkompositionen einfangen. Der Hintersee bietet einfach sehr viel.
Mit einer relativ normalen Verschlusszeit lässt sich der See bei Windstille ohne ND-Filter glatt ablichten, sodass sich die Berge im Wasser spiegeln - Polfilter nicht vergessen! Wenn dann doch einmal ein Luftuzug das Wasser verwirbelt, kann auch das sehr cool aussehen. Oder man greift notfalls eben doch zu einem leichten ND-Filter ;-)

 

Vom Hintersee aus liegt der Zauberwald nur wenige Meter und Minuten entfernt. Der Wald an sich ist gar nicht so spektakulär - ein Wald eben. Was diesen Spot aber so besonders macht, ist der Flusslauf: die Ramsauer Ache. Das Flussbett ist sehr hell und besteht aus leichtem, weißen Kies und Dachsteinkalk, der für die gelblich-weiße Farbe verantwortlich ist. Das Wasser ist Gletscherwasser und daher sehr bläulich, fast schon türkis-grünlich. Und genau diese Mischung macht den Fluss und den Zauberwald zu einem sehr interessanten Ort. Über mehrere Stufen und Schwellen rauscht das Wasser vom Hintersee nach unten ins Tal.

 

Apropos Tal: Durch Ramsau fließt die Ramsauer Ache weiter. Daher wohl auch der Name ;-) Worauf ich allerdings hinaus möchte: Es gibt es wunderschön kitschiges Postkarten-Motiv von Ramsau. Zu sehen ist die Pfarrkirche St. Sebastian vor den Bergen im Hintergrund. Der türkisene Fluss im Vordergrund. Für mich natürlich perfekt, um das Bild nachzuahmen: mit knallblauem Himmel und einer 30-Sekunden-Langzeitbelichtung.

 

Am letzten Tag sollte es dann noch zum Königssee gehen. Tags zuvor waren dort noch Menschenmassen unterwegs, früh am Montag-Morgen fast niemand mehr. Der Königssee ist über sieben Kilometer lang und 190 Meter tief. Rechts und links erheben sich Steilände wie bei den Fjorden Norwegens. Einige schöne Aufnahmen kann man beim Aussichtspunkt am Malerwinkel machen. Allerdings nicht von oben, sondern indem man nach unten ans Wasser geht. Dort gibt es ein paar markante Steine für den Vordergrund. Eine Langezeitbelichtung bietet sich hier auch sehr gut an. Auch an vielen weiteren Stellen lassen sich viele Objekte gut im Vordergrund positionieren. Mit 20 bis 60 Sekunden und ND-Filtern kann man den See glatt ziehen und so ein sehr ruhiges Bild erschaffen.

 

Eines meiner absoluten Highlights ist allerdings die Fahrt über den Königssee. Zwar sehr, sehr touristisch und mit 15€ pro Person auch nicht gerade günstig, aber irgendwie lohnt es sich trotzdem! :-)
Ich habe mir vorgenommen, ein paar coole Bilder vom Boot aus zu schießen. Das kleine "Schiffchen" ist mit gut 20 Meter nicht wirklich groß und zudem hat es aufschiebbare Fenster - eine durchaus gute Idee, die ich mir zunutze gemacht habe. Denn nur vom Boot aus hat man einen ordentlichen Blick auf St. Bartholomä. Das Bild der Kirche vor dem Watzmann ist allerdings nicht mehr wirklich neu. Daher habe ich einen Polfilter auf das Weitwinkel-Objektiv geschraubt und das Boot mit ins Bild genommen - inklusive der Spiegelung in der geschlossenen Fensterscheibe vor mir. Ein weitere Highlight ist definitiv wenn das Boot vor der Echowand hält. Einer der beiden Kapitäne spielt dann ein kleines (wenn auch sehr schiefes ;-)) Lied, das die Wand postwendend widergibt. Auch das: sehr touristisch, aber durchaus lustig anzuschauen ;-)

 

Den letzten (Nach-)Mittag habe ich dann gemütlich ausklingen lassen. Die Rossfeld Panoramastraße hat sich dafür sehr gut angeboten. Ich wollte dort eigentlich nur noch ein paar entspannte Bilder knipsen - ohne Filter und größeren Krimskrams. Da die Panoramastraße tatsächlich 8€ Maut fürs Auto kostet, kann ich hier weder von einer Empfehlung noch einer Ablehnung schreiben. Die Blicke sind durchaus sehenswert - ob man dafür jedoch Geld ausgeben möchte, kann jeder selbst entscheiden ;-)
Auf jeden Fall bietet sich hier ein schöner Abschluss mit wirklich schönen Aussichten auf die Alpen rund um das Berchtesgadener Land. Selbst bei knallblauem Himmel und zur Mittagszeit bei hartem Licht kann man hier ein paar nette Schnappschüsse zur Erinnerung machen.

 

Was bleibt abschließend zu sagen? Ja, Berchtesgaden ist sehr touristisch. So ziemlich alles Spots sind in den Hauptzeiten von Wanderern, Touristen und Co regelrecht überfüllt. Zu Sonnenuntergang muss man sich zwischen fünf, sechs, sieben anderen Fotografen seinen kleinen Platz nahezu frei kämpfen, um fotografieren zu können. Vor allem aber ist das Licht zu Sonnenaufgang fantastisch. Da sind auch deutlich weniger Fotografen unterwegs (was an der sehr frühen Zeit liegen könnte ;-)) und man hat viele Locations (bis auf den Hintersee-Blick, aber auch da hält es sich im Rahmen!) fast für sich allein.
Das Berchtesgadener Land ist meiner Meinung nach ein Muss für jeden Landschaftsfotografie-Fan. Ein Must-have im Portfolio. Aber mehr als einmal muss auch ich dort nicht unbedingt hin. Die Landschaft ändert sich nicht und wenn man Glück mit dem Licht hat, hat man einige coole Fotos hinterher in der Tasche ;-)

 

Mich interessiert jetzt, ob ihr schon einmal im tiefsten Bayern in und um Berchtesgaden gewesen seid? Und lasst mich gerne wissen, was euer Lieblingsfoto ist! :-)

 

Bis dahin - pfiati !

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Kaja (Dienstag, 10 April 2018 23:36)

    Heey! :) Woow, die Fotos sind mal wieder genial geworden! O.o Und eine extrem schöne Landschaft, krass, wie klar das Wasser dort ist. Als würden jeden Moment Frodo und Sam in einem Boot angepaddelt kommen. ^^
    Am schönsten finde ich definitiv auch das Titelbild. Die Komposition mit dem Tannenfelsen rechts und dann die Farben, vor allem natürlich der Himmel ... Wahnsinn! O.o Ansonsten mag ich auch das Foto der Kapelle Kirchleitn während der blauen Stunde, die Stege des Hintersees (weil ... Stege! ^^) und die Rossfeld Panoramastraße im Hochformat.
    Im tiefsten Bayern war ich leider noch nicht - aber jetzt, wo ich deine Fotos gesehen habe, sollte ich da wahrscheinlich wirklich mal hinfahren. :)

Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!