Eine Woche auf Madeira - eine Woche voller vielfältiger Landschaftsfotografie. Und Tourismus. Denn so schön die Natur auf der Blumeninsel auch ist, so überlaufen und touristisch ist Madeira aber auch. Ich war Anfang Juni auf der Insel und möchte euch in diesem Blogbeitrag zu den schönsten Fotospots mitnehmen - euch aber auch vor vielen anderen Menschen an diesen Orten warnen.
Dass Madeira längst kein Geheimtipp mehr ist, war mir von Anfang an klar. Ich selbst habe ja auch schon viele Bilder der Insel in meinem Instagram-Feed gesehen, weshalb ich auch überhaupt erst auf die Idee kam, selbst einmal auf die portugiesische Blumeninsel zu fliegen. Dennoch hat es mich überrascht, wie sehr Madeira teilweise mit Touristen überfüllt ist. Das merkt man insbesondere auf der Südseite der Insel, auf der - meinen Erfahrungen nach - das Wetter meist ein bisschen besser und stabiler zu sein scheint, weshalb sich dort viele kleine und große Touri-Orte entstanden sind. Diese Seite von Madeira hat mir am wenigsten gefallen, auch weil sie landschaftlich deutlich unspektakulärer als der Norden ist.
Drei Tipps möchte ich euch aber dennoch für die Südküste mitgeben. Die Hauptstadt Funchal lässt sich besonders gut vom Miradouro do Pinaculo aus fotografieren. Der kleine Aussichtspunkt liegt im Osten der Stadt, direkt an der Straße. Besonders zum Sonnenuntergang und in der nachfolgenden blauen Stunde ist das Licht und der Blick über Funchal perfekt.
Westlich von Funchal liegt Camara de Lobos. Der kleine Ort ist trotz Tourismus wirklich nett anzuschauen, insbesondere die bunt geschmückten Straßen der Innenstadt. Den schönsten Blick auf die Stadt hat man vom Ilheu de Camara de Lobos aus, dem kleinen Stadtberg.
Folgt man der Küstenroute weiter gen Westen, so landet man im vermutlich schönsten Ort der Südküste: Ponta do Sol. Ganz in der Nähe liegt der bekannte Wasserfall Cascata dos Anjos, der auf die Küstenstraße hinabfällt. Bei meinem Besuch war dieser Hotspot aber so überlaufen, dass ich überhaupt keine Lust mehr darauf hatte, mich anzustellen und zu warten, bis ich ein einigermaßen menschenfreies Foto schießen kann. Vom Pier in Ponta do Sol hat man hingegen einen schönen Blick auf die kleine Küstenstadt - vor allem in der blauen Stunde.
Die Nordküste ist deutlich wilder und rauer - und hat mir meilenweit besser gefallen als der touristische Süden Madeiras. Ganz im Osten liegt die Landspitze Sao Lourenco. Den besten Blick auf die Landzunge hat man, wenn man vom Parkplatz aus den Miradouro do Abismo ansteuert. Dazu folgt man zunächst dem offiziellen Wanderweg, ehe man nach knapp 400 Metern abbiegt und einem Trampelpfad nach Norden nachgeht. Das ist ein bisschen eine Kraxelei, oben am Aussichtspunkt angekommen wird man aber gerade zum Sonnenaufgang mit einem grandiosen Blick belohnt.
Weiter westlich hat man vom Miradouro da Portela einen schönen Blick auf die Nordküste und den Küstenort Porto da Cruz. Im Hintergrund erhebt sich auch noch majestätisch der Adlerfelsen. An diesem Aussichtspunkt kann man direkt parken, sodass man zum Sonnenaufgang einen schnell erreichbaren Spot hat.
Auf dem weiteren Weg nach Westen passiert man Faial. Vor der Ortseinfahrt kann man von der Brücke aus einen schönen Winkel finden, um das Bergdorf am Hang gut in Szene zu setzen. Von Faial aus lässt es sich auch einen schnellen Abstecher zur Levada dos Balcoes machen. Weil das eine der einfachsten Levada-Wanderungen ist, ist sie auch entsprechend beliebt - und überfüllt. Der Ausblick ist nett, aber es gibt deutlich spektakulärere Wanderungen. Der einzige Grund, hier einen Besuch anzustreben, ist vermutlich, um Fotos mit den wunderschönen Madeira-Buchfinken zu machen. Denn die sind an den Balcoes heimisch und mega-zutraulich. Auch ohne Vogelfutter landen sie auf der Hand und lassen sich mit schnellen Verschlusszeiten klasse in Szene setzen.
Einen weiteren noch nicht so bekannten Aussichtspunkt findet man in Santana. Am Miradouro da Rocha do Navio können ein paar wenige Autos parken - und man hat einen klasse Blick über die Nordküste mit steielen Klippen, einem Wasserfall und besonders schönem Licht am späten Abend.
Tiefer im Westen liegt mit Seixal eine weitere schöne Stadt an der Nordküste, die durch ihren schwarzen Sandstrand bekannt geworden ist. Das schönere Motiv als Seixal direkt liegt ein paar Fahrminuten außerhalb. Von einem Parkplatz an der Küstenstraße kommt amn zum Aussichtspunkt Ponta do Poiso, von wo man einen tollen Blick auf die Nordküste mit ihren Wasserfällen hat.
Am westlichsten Zipfel der Nordseite liegt Ribeira da Janela. Vor der Küstenstadt erheben sich mit dem Ilheus da Rib und dem Ilheus da Janela zwei Felsnasen aus dem Meer empor. Mit Langzeitbelichtungen und bei Sonnenaufgang hat man hier ebenfalls ein lohnendes Motiv vor der Linse.
Eines der Highlights auf Madeira sind die Levada-Wanderungen. Da ich die gesamte Insel innerhalb von sechs Tagen erkunden wollte, standen bei mir nur zwei dieser Levada-Touren auf dem Programm. Die oben erwähnte kurze Tour Levada dos Balcoes (ca. 30 Minuten pro Weg) und die deutlich längere Wanderung Levada do Caldeirao Verde. Letztere hat mir richtig gut gefallen. Die Wanderung ist kein Rundweg - der Hin- und derselbe Rückweg betragen jeweils knapp sieben Kilometer. Für jede Wegstrecke braucht man knapp zwei Stunden Zeit - je nachdem wie viel man auf dem Weg noch fotografieren will.
Denn allein die Wanderung ist schon ein tolles Erlebnis: Man passiert unzählige kleine Wasserfälle, die sich auch teilweise auf den Wanderweg ergießen; man läuft regelrecht am Abgrund entlang, der sich seitlich der Levada mehrere Meter steil auftut. Und man wird vom satten Grün des Urwalds eingenommen. Nach der ersten Hälfte gelangt man schon zu einem größeren Wasserfall, der eingerahmt von Farn ein schönes Motiv abgibt. Passiert man anschließend vier stockdunkle Tunnel, in denen es nur so von der Decke und den Wänden tropft (wasserdichte Wanderschuhe, Jacke und Stirnlampe sind hier Pflicht!), gelangt man zum eigentlichen Ziel: dem Caldeirao Verde - ein majestätischer Wasserfall in einem grünen Kessel.
Diese Levada-Tour sollte man so früh wie möglich machen: Ich bin morgens um 7 Uhr vom Parkplatz gestartet und war um 9 Uhr am Ziel - als Zweiter. Nach mir kamen dann nach und nach immer mehr Menschen, sodass man schon eine halbe Stunde später kein gutes Bild mehr machen konnte. Früh aufstehen lohnt sich also auch ohne Sonnenaufgang, mittags braucht man diese Tour schon gar nicht mehr anzusteuern.
Wer an Madeira denkt, der hat sicherlich vor allem den Lorbeerwald Fanal vor Augen. Und ja, dieser Ort ist definitiv einer der schönsten der Insel - wenn man zur richtigen Zeit da ist. Nachdem es mit dem Sonnenaufgang in Ribeira da Janela nicht geklappt hat, da die Wolken zu tief standen, bin ich spontan in den Fanal gefahren, in der Hoffnung, dass diese tiefen Wolken für Nebel im Lorbeerwald sorgen würden. Oben angekommen hat es quasi genau in dem Moment aufgerissen, als ich meine Kamera ausgepackt habe - ich war zu spät dran.
Für den nächsten Morgen stand Fanal also direkt zu "Sonnenaufgang" auf dem Programm - wohlwissend, dass es den nicht geben wird. Um kurz nach 7 Uhr stand ich im Fanal: Die Sonne war gerade aufgegangen, aber die wie am Tag zuvor erwartete Wolkendecke fehlte. Ein bisschen ärgerte ich mich darüber, weil es mein letzter Besuch dieses Ortes während meiner Reise sein sollte. Ich hatte ja noch andere Spots auf der Liste, die ich erkunden wollte. Dennoch bin ich vom Parkplatz aus losgezogen und durch den Fanal gelaufen. Wenn man schonmal da ist, muss man ja schließlich das Beste draus machen.
Urplötzlich habe ich dann meine Hand vor Augen nicht mehr gesehen: Aus dem Nichts ist eine fette Wolkenschicht durch das Hochland gezogen und hat den Lorbeerwald in dichtes Nebelgrau gehüllt. Jackpot! So habe ich mir das vorgestellt. Hier sollte man wirklich ein paar Minuten Zeit verbringen, da sich das Wetter tatsächlich schnell ändern kann. Und dann gibt es wirklich unzählige Motive, die man sowohl mit Weitwinkel als auch mit Tele einfangen kann.
Mit dem Pico do Areeiro und dem Pico Ruivo hat Madeira auch zwei majestätische Berge, die man erklimmen kann. Während Areeiro deutlich touristischer ausgebaut ist, ist Ruivo rauer und herausfordernder. Zum Aussichtspunkt auf dem Pico do Areeiro läuft man gut 30 Minuten vom Gipfelparkplatz aus - mit jeder Menge weiterer Menschen. Der Blick ist dennoch schön und man findet hier vielfältige Optionen, um tolle Bilder schießen zu können - sowohl zum Sonnenauf- als auch -untergang.
Mir persönlich hat die rund 90-minütige Wanderung zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras, aber ein Stück weit besser gefallen. Den Weg säumen viele tote Bäume, gerade das letzte Stück hat es dann mit vielen Treppen und Höhenmetern aber nochmal in sich. Der Blick zum Sonnenuntergang belohnt allerdings - auch, weil das Licht und der Dunst in der Atmosphäre verschiedene "Layer" erschafft, die die Berghänge voneinander abtrennen und zu magischen Stimmungen führen.